Da ich so zwischendurch, mal ab und zu, eine Kurzgeschichte schreibe ... und diese nun auch nicht auf meinem PC vergammeln sollen, dachte ich mir ich könnte ja so nach und nach mal eine hier einstellen.
Hier nun meine zweite Kurzgeschichte. Im Juli 2008 geschrieben.
Die Geschichte ist von mir frei erfunden. Evtl. Ähnlichkeiten mit Gegebenheiten oder lebenden Personen sind rein zufällig.
Vorab gesagt ... ich schreibe diese Kurzgeschichten aus Spaß an der Freud und sie sind natürlich keine literarischen Meisterwerke. Also habt Mitleid mit mir und drückt evtl. ein Auge zu 😉
Der
Nachtalb ... eine Kurzgeschichte
Es
war eine tiefrabenschwarze Nacht. Kein Mond war am Himmel zu sehen.
Nur der leichte Lichtschimmer einer Straßenlaterne drang in das
kleine Zimmer. Sahra lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Sie
war stinkewütend. Mit ihren 16 ½ Jahren war sie nun doch wirklich
alt genug auf die Party von Robert, dem Bruder ihrer besten Freundin
Sonja, zu gehen. Aber nein, sie hatte Hausarrest. Nur weil sie
gestern eine halbe Stunde zu spät nach Hause kam. Konnte sie
vielleicht was dafür, das ihr der Bus vor der Nase weggefahren war
und nur alle halbe Stunde die Busse fuhren? Nein, aber ihre Eltern
sahen das anders.
„Du musst lernen Verantwortung zu tragen.
Wärst du eher aus der Disco raus, hättest du den Bus nicht
verpasst.“ hatte ihr Vater argumentiert. Ja und nun lag sie hier,
während alle anderen feierten, und war mit sich und der Welt
uneins.
Gerade begannen Sahra einzunicken, da schrack sie
auch schon wieder hoch. War da nicht gerade ein Geräusch gewesen?
Wie das flattern einer großen Fahne im Wind? Sahra versuchte das
Dunkel in ihrem Zimmer mit den Augen zu durchdringen. Natürlich war
da nichts zu sehen. Was hätte da auch zu sehen sein sollen? Nichts,
was nicht auch tagsüber da gewesen wäre. Sahra drehte sich auf die
Seite und schloss erneut die Augen. Blos nicht darüber nachdenken
wie viel Spaß ihre Freunde jetzt wohl hatten.
Sahra war
gerade wieder am wegdösen, da setzte sich jemand zu ihr an die
Bettkannte. Schlaftrunken wie sie war, fragte sie: „Was ist denn
los? Ich schlaf ja schon.“ In der Annahme es wäre ihr Vater oder
ihre Mutter, machte sie sich nicht mal die Mühe die Augen zu öffnen,
geschweige denn sich umzudrehen. Aber die Stimme die ihr antwortete,
war nicht die ihrer Eltern. Die Stimme war dunkel und sanft und
verursachte tief in ihrer Bauchgegend ein angenehmes ziehen. „Hallo
Sahra, hab keine Angst. Ich will dir nichts böses tun.“ Jemand
berührte sie sachte an der Schulter. „Dreh dich doch bitte zu mir
um und sieh mich an.“ Schlaftrunken drehte sich Sahra um und
blinzelte mit ihren Augen. Zuerst sah sie nur einen dunklen Umriss,
doch so nach und nach konnte sie Einzelheiten erkennen.
Vor ihr
saß ein junger Mann, vielleicht 20 Jahre alt. Er hatte dunkle Augen
und dunkle kurzgeschnittene Haare. Sahra vermutete, das sowohl die
Augen wie auch die Haare tiefschwarz waren. Das Gesicht des jungen
Mannes war nicht einfach nur attraktiv, es war geradezu unverschämt
schön. Noch nie hatte sie einen so schönen Menschen gesehen. Ihr
schlug das Herz bis zum Hals. Er trug so etwas wie einen Umhang, der
ihm um die Schultern fiel. Aber nein, bei genauerem hinsehen konnte
Sahra riesige Fledermausflügel erkennen, die er um seine Schultern
gelegt hatte.
Irgendwie in ihrem Hinterkopf dachte Sahra daran,
das sie eigentlich Angst haben müsste, weil da ein fremder Mann an
ihrem Bett saß, aber der Gedanke blitze nur ganz kurz in ihrem
Gedächtnis auf und war dann auch gleich wieder verschwunden.
Der
Mann sah Sahra direkt in die Augen und dann huschte ein freches
Lächeln über sein Gesicht. Dabei waren die Zähne in seinem Mund
deutlich zu sehen und Sahra konnte erkennen das er spitze Eckzähne
hatte. „Bist du ein Vampir?“ fragte Sahra. Worauf das Lächeln
nur noch breiter wurde. „Glaubst du an Vampire?“ fragte er
zurück. Sahra schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht, aber ich
seh mir die Vampirfilme gerne an.“
„Nein, ich bin kein
Vampir. Mein Name ist Dargon und ich bin ein Nachtalb.“ erwiederte
er. Sahra sah in fragend an: „Was ist ein Nachtalb?“ „Nachtalben
bringen den Menschen die Albträume“ erklärte Dargon. „Die
Albträume? Das ist aber nicht sehr nett.“ Sahra schüttelte sich.
„Nunja, die Albträume bringen wir euch Menschen, damit ihr euch
fürchtet. Diese Furcht ist unsere Nahrung, wir leben von der Furcht
der Menschen.“
„Ich hatte schon lange keine Albträume mehr“
meinte Sahra. Dargon grinste Sahra an: „Ich weiß. Seit ein paar
Jahren bin ich für dich zuständig, seit dem hast du keine Albträume
mehr.“ Sahra schaute ihm in die Augen. „Warum lässt du mich
keine Albträume träumen?“ fragte sie. Nun wurde Dargon etwas
verlegen. Unbehaglich wich er ihr mit den Augen aus und druckste
herum. „Nunja, ähmmm, also, als ich vor ein paar Jahren die
Zuständigkeit für dich bekam, ähmmm, also da ist etwas passiert.“
Sahra sah ihn fragend an. „Was ist da passiert?“ „Naja“
Dargon druckste weiter herum. „Naja, weißt du. Wir Nachtalben
kennen nur wenige Gefühle. Wir kennen nur die Angst welche wir
bringen und die uns nährt.“ „Ja, und weiter.“ Sahra war jetzt
neugierig. „Najaaaaa, also, als ich dich zum ersten mal sah war da
so ein warmes angenehmes Gefühl in mir. So etwas hatte ich vorher
noch nie gefühlt.“ Dragon wurde rot bis unter die Haarspitzen.
„Aha, und weiter.“ Sahra legte den Kopf schief und sah Dragon
weiter an. „Ok, also, ähmmm, nach einiger Zeit bekam ich dann raus
was das für Gefühle sind die ich dir gegenüber habe.“ Dargon
schluckte. „Ich bin der erste Nachtalb, der sich verliebt hat.“
Jetzt war es raus. Er sah Sahra vorsichtig an. Sahra musterte ihn
lange und nachdenklich. Dann beugte sie sich langsam vor und gab
Dargon einen kleinen Kuss auf den Mund. „Ich denke wir zwei haben
uns noch viel zu erzählen.“ meinte sie und grinste ihn ihrerseits
an.
Am nächsten Morgen als Sahra zum Frühstück kam,
hatte sie dunkle Ränder unter den Augen. „Na, warst du so wütend
auf uns, das du nicht schlafen konntest?“ fragte ihr Vater sie.
Sahra verkniff sich ein Grinsen. „Nein Paps, ich bin nicht mehr
sauer auf euch. Ich hatte nur die ganze Nacht einen
Albtraum.“
Nachwort:
Komischerweise
wollte Sahra von da an gar nicht mehr auf Party´s gehen. Ihre Eltern
wunderten sich sehr, das sie immer schon so früh zu Bett ging. Aber
wie Eltern nun mal so sind, waren sie froh, das sie sich keine Sorgen
wegen Sahra machen mussten. Denn wer nicht auf Party´s geht kann ja
nix anstellen. … grins …. Aber warum nur sah Sahra in der Frühe
immer so erledigt und unausgeschlafen aus?